Hans, Du bist der erfolgreichste Bundestrainer in der Disziplin Vielseitigkeitsreiten aller Zeiten. Wie begann alles? Seit wann reitest Du und wer hat Dich zu diesem Sport gebracht?
„Ich bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kassel aufgewachsen und entdeckte als kleines Kind meine Leidenschaft für die Pferde und das Reiten.
Mein Vater, der selber als Freizeitreiter den Kontakt zu diesen Tieren liebte, nahm mich oft mit in den Stall des benachbarten Landwirtes. Dessen Pferde faszinierten mich von Anfang an und wurden meine ersten "Reitpferde". Glücklicherweise unterstützten meine Eltern mich und so durfte ich zunächst voltigieren und einige Zeit später Reitunterricht nehmen."
Wann fingst Du an vollberuflich mit Pferden zu arbeiten? Was war der Anstoß dafür?
„Zunächst begann ich zu studieren, jedoch bin ich nebenbei immer geritten und habe das Studium eher halbherzig betrieben. Als mir klar wurde, dass ich
vollberuflich mit Pferden arbeiten möchte, brach ich das Studium ab und fing eine Ausbildung als Bereiter an. Die erste Zeit lernte ich bei Albrecht von Bredow in Weilheim/ Oberbayern; bin dann
aber nach der Europameisterschaft 1975 nach Warendorf zum Deutschen Olympia Komitee der Reiterei gewechselt (DOKR), um dort meine Ausbildung zu beenden.“
Welche Erfolge kannst du als aktiver Reiter aufzählen?
„Ich bin von 1967 bis 1998 mehrere nationale und internationale Turniere geritten, darunter auch zwei Europameisterschaften .“
Welcher Erfolg war für Dich besonders schön und warum?
„Als ich das erste Mal Badminton geritten bin. Badminton war immer schon die schwierigste Prüfung in der Vielseitigkeit und das war für mich natürlich erstens etwas
besonderes daran teilnehmen zu dürfen, und zweitens einen tollen Geländeritt gemeistert zu haben.“
Als Bundestrainer bist Du für viele eine Mentor und ein Idol. Wen hast Du als Mentor gesehen?
„Das kann ich gar nicht so genau sagen. In meiner Zeit als aktiver Reiter haben mich viele begleitet. Nicht nur Trainer sondern auch Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind und die mir viel durch schwierige Situationen geholfen haben.“
Wie war für Dich der Schritt vom aktiven Reiter zum Trainer. Wann war der und was waren Deine Gründe?
„1997/98 beendete ich meine Laufbahn als aktiver Reiter, weil es mir mehr Spaß machte, anderen Reitern etwas beizubringen und mit ihnen die Erfolge zu teilen. Damals begann meine Arbeit im
Ausbildungszentrum Luhmühlen als Leitender Ausbilder.
Bevor Du Bundestrainer der Vielseitigkeit wurdest, hattest Du noch andere Jobs als Trainer? Wenn ja welche?
„Von 1986 bis 1998 war ich Bundestrainer der Ponyreiter, danach begann ja meine Zeit im AZL Luhmühlen, bis ich 2001das Angebot bekam, Bundestrainer der
Vielseitigkeit zu werden.“
Seit wann bist Du Bundestrainer? Wie kam es dazu? Warum hast Du Dich für den Job entschieden?
„2001 kam das DOKR auf mich zu und fragte mich, ob ich diesen Job machen möchte. Ich habe lange hin und her überlegt, schließlich hatte ich eine gute Arbeit in Luhmühlen und als Bundestrainer
bekommt man immer nur Teilzeitverträge für vier Jahre.
Ich suchte Rat bei meinem meinem besten Freund Rolfi Seidel und wir wogen die Vor- und Nachteile ab. Nach etlichen nächtlichen Gesprächen war mir irgendwann klar, dass dies eine einmalige Chance ist, Reiter aktiv zu unterstützen.
Und jetzt – 14 Jahre später – ist mir klar, dass dies die beruflich beste Entscheidung meines Lebens war - ich habe das große Glück, meine Passion leben zu können."
Seit vielen Jahren bist Du nun Bundestrainer. Mit Deinen Schützlingen hast Du mehr Erfolge erzielt als jeder andere. Was ist Dein Erfolgsrezept?
„Das ist schwer zu sagen. Ich denke viele Aspekte kommen zusammen. Zum einen sind Christopher Bartle und ich ein perfektes Trainerteam. Wir sprechen uns vor jedem Turnier ab, wer welchen Aufgabenbereich übernimmt und vertrauen uns zu 100%.
Vertrauen ist ein immens wichtiger Punkt in jeder Hinsicht. Wir Trainer stehen ja auch immer im Dialog mit den Reitern. Wir sprechen jede Entscheidung individuell ab und unsere Schützlinge respektieren dies, weil sie uns vertrauen. Es gibt auch Situationen, wo man jemandem erklären muss, dass er dieses Mal nicht im Team ist oder nicht nominiert wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Teamgeist: Um diesen zu stärken, veranstalten Chris und ich vor jedem Championat ein mehrtägiges Teamtraining. Zum intensiven Reiten planen wir immer Freizeitaktivitäten, z.B. Kanufahrten oder Klettersport.
Für Chris und mich ist es eine riesige Erleichterung zu wissen, dass unsere Reiter gute Heimtrainer haben, mit denen sie sich optimal auf jedes Turnier vorbereiten. Auch mit diesen stehen wir in regelmäßigem Kontakt.
Alle Puzzleteile zusammen ergeben letztendlich den Erfolg.
Seit über 12 Jahren bist Du nun mit Anne Melzer verheiratet. In wieweit unterstützt Sie dich?
Anne hält mir zu Hause komplett den Rücken frei. Als Bundestrainer bin ich oft tagelang unterwegs und ich weiß, dass ich mich zu 100% auf sie verlassen kann.
Ich bin mir sicher, dass nicht jede Frau soviel Verständnis für meine Arbeit hätte, wie sie.
Wenn ich den Rückhalt von ihr nicht hätte, könnte ich mich nicht so stark auf meinen Job konzentrieren. So oft es die Zeit erlaubt, kommt sie zu den Turnieren mit und jeder freut sich, sie zu sehen. Sie passt perfekt in unser Team: Bei Championaten nimmt sie den „Luhmühlener Fanclub“ mit, um mich und meine Mannschaft nach besten Kräften anzufeuern und zu unterstützen. Ich habe so ein Glück, dass ich Anne gefunden zu habe.“
Anne leitet Deine Firma Hans Melzer Horse Equipment. Wie kam der Schritt dieses Unternehmen zu gründen?
„Anne kam mit einer Freundin auf die Idee, Trensen selbst zu designen. Als ich davon erfuhr, war ich begeistert: Trensen so zu entwickeln, dass sie pferdefreundlich sind , eine hervorragende
Qualität haben und bezahlbar sind , Wir kamen schnell darauf, dass die Firma „Hans Melzer Horse Equipment“ heißen sollte, denn ich bin stolz darauf, mit
meinem Namen für die Kollektion zu stehen.“
Was ist bei den Produkten für Dich besonders wichtig?
„Die Qualität und die Passform ist das wichtigste. Als passionierter Pferdeliebhaber steht das Wohl der Pferde für mich immer an oberster Stelle - deshalb achten wir
beispielsweise auf stark gepolsterte Nasenriemen und extra weich unterlegte Genickstücke bei allen Trensen, Kandaren und Halftern.
Darüberhinaus bemühen wir uns, tolle Qualitätsprodukte zu einem fairen Preis anzubieten."
Du hast mit Deiner Mannschaft alle Erfolge erzielt, die man erzielen kann. Gibt es überhaupt noch etwas was Du erreichen möchtest?
„Wenn ich keine weiteren Erfolge erreichen wollen würde, würde ich die Arbeit nicht mehr machen. Klar habe ich mit meinem Team alle Championate gewonnen, die man gewinnen kann, sowohl im Einzel
als auch mit der Mannschaft. Wir sind aber immer noch alle erfolgshungrig und mit viel Spaß bei der Sache.
Die Reiter arbeiten untereinander, mit ihren Pferden und mit Chris und mir exzellent zusammen. Die Stimmung ist sehr harmonisch und wir alle setzen momentan unseren Fokus auf die Olympischen Spiele in Rio.
Unser Ziel ist stets: mit dem Dressur Ergebnis das Turnier zu beenden !
Wie lange bleibst Du noch unser Bundestrainer und wie lange dürfen wir uns noch auch weitere Erfolge freuen?
„2020 möchte ich mit meinem Team zu den Olympischen Spielen nach Tokio fahren. Ich denke, dass dies mein letztes Championat wird. Nach fast 20 Jahren finde ich, sollten dann andere die Chance bekommen, mit so einem tollen Team arbeiten zu dürfen."